Ausgabe 132
Altenhilfe | Aus der Praxis für die Praxis
Die Groko scheint Wirklichkeit zu werden!
Das Koalitionspapier beziffert die politischen Geldgeschenke mit einer Range von 46 Milliarden Euro großzügig, für die stationäre Altenhilfe ist auch etwas im Gesamtpaket enthalten. Rund 8.000 neue Stellen hört sich viel an, bedeutet für den einzelnen Bewohner*in jedoch gerade nicht einmal eine Vollzeitkraft auf 100 (!) Bewohner*innen.
Der große Wurf ist das wohl eher nicht!
Alle Pflegeexperten sind sich darin einig, dass auf Grund der demographischen Entwicklung ein „Weiter so wie bisher“ nicht mehr funktioniert! Und woher kommen diese 8.000 Mitarbeiter*innen, wenn schon heute viele Einrichtungen die Fachkraftquote und die geforderten Stellen nicht besetzen können, nicht nur in den Pflegeheimen, nein auch beim MDK geht es knapp zu! Die MDK-Mitarbeiter*innen arbeiten lt. ÄrzteZeitung vom 28.09.2017 auch bereits am Limit! Derzeit beschäftigen die 15 Medizinischen Dienste der Krankenkassen rund 9.000 Mitarbeiter*innen, darunter mehr als 2.200 Ärzte und rund 2.700 Pflegefachkräfte. Pflegefachkräfte, die in den Pflegeheimen dringend gebraucht würden.
Stimmt die Gesamtkonstruktion der gesetzlichen Vorgaben und Rahmenbedingungen noch? Fachfrauen und Fachmänner aus der Branche behaupten vielleicht nicht zu Unrecht, dass zu wenig Geld im System ist und warten mit Verbesserungsvorschlägen auf, die sich die politischen Entscheidungsgremien anhören sollten.
Hier nur ein paar Beispiele dazu:
- Pflegeheime brauchen keine doppelten Prüfinstanzen wie Heimaufsicht und MDK, die 2.700 Pflegefachkräfte fehlen in den Pflegeheimen!
- Es ist zu wenig Geld im System! Die politische Forderung nach höheren Gehältern in der Pflege darf nicht zu Lasten der Pflegebedürftigen gehen!
- Die Sachleistungen der Pflegekassen müssten jährlich dynamisiert werden, mindestens um die Steigerung der Grundlohnsummen!
- Die Kosten der Behandlungspflege in Pflegeheimen müssten die Krankenkassen zu 100 % übernehmen. Pflegebedürftige in Pflegeheimen zahlen den gleichen Mitgliedsbeitrag an die Krankenkassen wie die Pflegebedürftigen daheim, erhalten im Gegensatz zu diesen aber keine Behandlungspflege-Sachleistungen von den Krankenkassen!
- Die Altenpflege brauche dringend ein strukturiertes und auf ihre Bedarfe zugeschnittenes Zuwanderungsgesetz!
Sicherlich fallen Ihnen zahlreiche weitere Beispiele ein, die wir gerne im nächsten BAYERNLETTER® veröffentlichen würden.
Bitte richten Sie Ihren Beitrag an: info[at]schwan-partner.de
Kosten- und Leistungscheck – Raus aus den roten Zahlen
Bedingt durch regionale Überkapazitäten und durch die gestiegenen Sach- und Lohnkosten der letzten Jahre stehen viele Häuser vor wirtschaftlichen Problemen und stecken tief in roten Zahlen. Um eine Trendwende zur schwarzen Null und zum positiven Betriebsergebnis einleiten zu können, ist eine Analyse der Kosten und das Aufspüren von Schwachstellen notwendig!
Heime, die rote Zahlen schreiben, haben in der Regel Probleme mit zu hohen Kosten und Schwachstellen in der Organisation und im Management. Diese beiden Problemfelder gilt es zu analysieren.
Hier sind die Ansatzpunkte:
1. Kostencheck
In den Kosten-Check fließen folgende Daten ein:
- Wirtschafts- und Stellenplan
- Hochrechnung des Gesamtergebnisses für das laufende Jahr
- Belegungsentwicklung
- Belegungsübersicht und Soll-Ist-Vergleich der Pflegestellen
- Stellen und Durchschnitts-Gehälter im Pflegebereich
- Stellen und Durchschnitts-Gehälter in den sonstigen Bereichen
- Essens-Statistik
- Pflegesatzvereinbarungen
- Versorgungsvertrag und LQM
2. Schwachstellenanalyse in allen Bereichen notwendig!
In der Analyse werden die einzelnen Bereiche der Einrichtungen genauer betrachtet und Lösungs- und Handlungsansätze herausgearbeitet.
- Verwaltung
Einsparungspotenziale finden sich in der Heimkostenabrechnung und der Buchhaltung sowie in der Lohn- und Gehaltsabrechnung. - Pflegebereich
Der erste Blick fällt auf die Personalkostenstruktur der Einrichtung. Täglicher Check-Up der Soll-Ist-Stellen und die Einführung eines monatlichen Stellen-Controllings sind erste Ansätze. Dienst-und Schichtzeiten sollten effizienter organisiert werden. - Essensversorgung
Zu untersuchen sind oft Lebensmittelaufwand und die Personalausstattung. Auch die Konditionen des Caterers müssen kritisch betrachtet werden. - Hauswirtschaft
Oft sind die Zuständigkeiten der Mitarbeiter*innen für Wäsche, Reinigung und Hauswirtschaft nicht klar geregelt. Die Wäsche wird außerdem nicht nach Wäschearten und Bereichen getrennt. Durch kalkhaltiges Wasser können sich bei der Vereinbarung von Kilo-Preisen versteckte Preiserhöhungen einschleichen. Monatliche Auswertungen pro Bewohner*innen oder Bereich helfen, Verbrauch und Preise auf Dauer zu reduzieren. Diese Auswertung kann auch die Wäscherei selbst übernehmen. Für Angehörige kann eine detaillierte Wäscheliste eingeführt werden. Die Liste enthält Empfehlungen, welche und wie viele Wäschestücke mitgebracht werden sollten.
Ein großes Problem bei der Eigenreinigung ist, dass es zuweit keine klare Zuordnung der Mitarbeiter der Hauswirtschaft zu den einzelnen Leistungsbereichen gibt. Einsparungsmöglichkeiten ergeben sich aus einer Überprüfung und Überarbeitung der Leistungsverzeichnisse. Die Konditionen der Reinigungsfirma sollten überprüft werden.
Der Weg zur schwarzen Null
Ein Kostencheck erfasst systematisch wirtschaftliche Stärken und Schwachpunkte einer Einrichtung und entwickelt daraus die notwendigen Schritte, die zur schwarzen Null führen, ohne Qualitätsverluste hinzunehmen!
Haben Sie Fragen?
Dann wenden Sie sich bitte an Herrn Hartmut Joithe
per E‑Mail unter: hartmut.joithe(at)schwan-partner.de
oder rufen Sie ihn an unter: 089 665191–0
Sie können diesen BAYERNLETTER® inkl. Anlagen auch als pdf-Datei herunterladen.